Als die alliierten Truppen Deutschland erobert hatten, konnten sie nur einige zehntausend jüdische Häftlinge befreien. Dennoch wurde das Gebiet des ehemaligen Dritten Reichs zwischen 1945 und 1950 zu einem vorübergehenden Zufluchtsort für etwa 200.000 Überlebende der Shoa. Dabei handelte es sich – neben den befreiten Häftlingen aus den Arbeits- und Vernichtungslagern – um Menschen, die vor den Nazis nach Russland geflüchtet waren, in Osteuropa bei den Partisanen gekämpft oder anderweitig im Untergrund überlebt hatten. Für diesen Personenkreis richteten die westlichen Militärverwaltungen ab Herbst 1945 spezielle Displaced Persons (DP) Lager ein. Zeitweise hatte US-General Eisenhower sogar erwogen, den Juden in Bayern ein eigenes Territorium zuzugestehen. Dieser Plan wurde ihm von David Ben Gurion unterbreitet, der sich im Herbst 1945 auf einer Reise durch das besetzte Deutschland befand. Zu einem bayerischen „Judenstaat“ kam es jedoch nicht. Allerdings räumten die Amerikaner den Shoa-Überlebenden weitreichende Selbstbestimmungsrechte ein. Engländer, Russen und Franzosen gestatteten keine derartigen Privilegien. Auch die Versorgungslage war in der amerikanischen Zone um ein Vielfaches besser. Daher siedelten sich etwa 85 Prozent aller jüdischen Displaced Persons in diesem Besatzungsgebiet an, wobei sie ihren Aufenthalt nur als vorübergehenden Zustand betrachteten. Die überwiegende Mehrheit sah ihre Zukunft nur in einem eigenen Staat gewährleistet, in der Überzeugung, dass „es nur Erez Israel gelingen werde, sie aufzunehmen, zu heilen und ihr nationales und persönliches Gleichgewicht wiederherzustellen“. Da der Staat Israel erst 1948 gegründet wurde, träumten manche Juden aber auch von einem neuen Leben in den USA, Kanada oder Australien.
When the Allied forces conquered Germany, they were able to liberate some tens of thousands of Jewish prisoners. Between 1945 and 1950, however, the former Third Reich became a temporary place of refuge for about 200,000 Shoah survivors. Besides the prisoners freed from the work and death camps, these were people who had fled from the Nazis to Russia, fought in Eastern Europe with the partisans, or in some other way managed to survive underground. Starting in the fall of 1945, the military governments of the western zones set up special Displaced Persons (DP) camps for them. For a short time, the US General Eisenhower had even considered allowing the Jews to set up their own territory in Bavaria. This plan had been proposed to him by David Ben-Gurion, who was traveling through occupied Germany at that time. However, a Bavarian „Jewish State“ was never established. Nevertheless, the Americans conceded wide-ranging rights of self-determination to the Shoah survivors. The British, Russians, and French granted no such privileges. Supplies, too, were more plentiful in the American zone, and so about 85 percent of all Jewish DPs settled here, considering their residence, however, as but a temporary measure. The overwhelming majority believed that their future would only be guaranteed in a country of their own, convinced that “only Eretz Israel will succeed in absorbing and healing them, help them regain their national and human balance.” As the state of Israel would not be established until 1948, some Jews dreamed also of a new life in the USA, Canada or Australia.